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 Koalition gegen Straflosigkeit:

 

Presseinformation 23.05.05

Koalition gegen Straflosigkeit startet zum Evangelischen Kirchentag die neue Kampagne "Fußball und Menschenrechte" mit einer Ausstellung und Forderungen an den DFB und die Bundesregierung.

 

Im Rahmen des 30. Deutschen Evangelischen Kirchentags vom 25. bis 29. Mai 2005 in Hannover startet die Koalition gegen Straflosigkeit genau ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland ihre neue Kampagne zum Thema "Fußball und Menschenrechte".

 

Anlässlich der WM 2006 in Deutschland

2006 jährt sich der blutige Militärputsch in Argentinien (1976) zum 30sten Mal. Nach fast drei Jahrzehnten, in denen die Täter infolge einer weitgehenden Amnestie im eigenen Land bis heute der Strafverfolgung entzogen sind, sind die Wunden bei den überlebenden Opfern der Diktatur und den Angehörigen der ermordeten 30.000 Opfer nicht verheilt. Eine eigens zu diesem Thema erarbeitete Ausstellung zeigt, wie die argentinische Militärdiktatur die WM 1978 in ihrem Lande dazu nutzte, sich international als Rechtsstaat darzustellen und wie wenig der Deutsche Fußball-Bund und die deutsche Bundesregierung dagegen getan haben.

In einem Brief an den Präsidenten des DFB fordern Angehörige der Verschwundenen und das Menschenrechtsnetzwerk "Koalition gegen Straflosigkeit" anlässlich der WM 2006 in Deutschland, dass sich der Deutsche Fußball-Bund für sein damaliges Verhalten bei den Angehörigen verschwundener und ermordeter Deutscher und Deutschstämmiger entschuldigt und Menschenrechtsleitlinien für zukünftige sportliche Großveranstaltungen erarbeitet.

 

Fußball und Menschenrechte

Die argentinischen Militärs wollten mit der Fußballweltmeisterschaft 1978 der Welt ein "anständiges" und "ehrenwertes" Land der Gauchos und der Pampas zeigen. Die Welt war nach Argentinien gekommen, um "friedlich" Fußball zu spielen. Doch das Land war durchzogen von Folterzentren und in der Hauptstadt Buenos Aires lagen die Folterzentren nur wenige hundert Meter von den Fußballstadien entfernt. Ehemalige Gefangene berichteten später von den lauten Rufen der Fußball-Fans, die sie bis in ihre Verliese hören konnten.

Esteban Cuya, Koordinator der Koalition: "Genauso wie 1978 die deutsche Fußballnation mit Udo Jürgens "Buenos Días Argentina" sang, sollten auch heute die Stimmen der Solidarität mit den Opfern der argentinischen Militärdiktatur laut zu hören sein. Der erlittene Schmerz der Opfer endete nicht mit dem Fall der Diktatur - Gesten der Entschuldigung und der Solidarität können aber ein Beginn der moralischen Aufarbeitung sein".

Schon kurz nach dem Militärputsch 1976 hatten Menschenrechtsorganisationen darauf hingewiesen, dass in Argentinien eine Diktatur wütete, die Menschen verschwinden ließ, sie folterte und ermordete - und dass es moralisch nicht vertretbar sei, zum Spielen nach Argentinien zu fahren.

Trotzdem, und ohne nach den deutschen Verschwundenen in Argentinien zu fragen, nahm die deutsche Nationalmannschaft an der WM teil. Das zeigt, dass sich damals weder die deutsche Bundesregierung noch der Deutsche Fußball-Bund an moralischen Richtlinien orientierten. Bereits vor Beginn der Weltmeisterschaft gab es in Argentinien 20.000 Opfer - unter ihnen über 50 Deutsche und Deutschstämmige. Dies war der Bundesregierung bekannt.

Fußball und Menschenrechte lassen sich nicht trennen, das hat die WM 78 in Argentinien gezeigt.

 

Nachstehend die Forderungen der "Koalition gegen Straflosigkeit"

* Wir fordern vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) - vor dem Hintergrund der Notwendigkeit einer umfassenden generellen Aufarbeitung der politischen Geschichte des deutschen Fußballs - eine Auseinandersetzung mit seinem skandalösen Auftreten vor und während der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 und eine Entschuldigung bei den Familienangehörigen der deutschen Opfer der Militärdiktatur.

* Wir fordern den DFB, den Deutschen Sportverband und sportpolitische Entscheidungsträger auf, einen Menschenrechts-Verhaltenskodex für internationale Sportveranstaltungen zu entwickeln und seine Umsetzung zu garantieren.

* Wir fordern von der deutschen Bundesregierung eine offizielle Entschuldigung für die Versäumnisse der Deutschen Botschaft in Buenos Aires und des Auswärtigen Amtes während der argentinischen Militärdiktatur in den Jahren 1976-1983.

* Wir fordern alle am Fußball und Sport interessierten Menschen dazu auf, sich stärker mit dem Thema "Fußball und Menschenrechte" auseinander zu setzen

Weitere Informationen sowie die Ausstellung "Fußball und Menschenrechte"  finden Sie auf unserer Webseite: www.menschenrechte.org/Koalition/Aktuelles_Koalition.html.

 

Für Rückfragen:Kuno Hauck, Tel: 0911-5408230, 0176 21 10 22 50

Sprecherin der Koalition:

Dr. Angelika Denzler: Tel: 07041 941035

Rechtsanwalt: Wolfgang Kaleck. Tel: 030 446 79212

Koordinator der Koalition: Esteban Cuya. Tel. 0911-230 5550

 

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