Mitteilung der Koalition gegen Straflosigkeit, Nürnberg, 07. Mai 1998
Strafanzeige gegen 41 Mitglieder der argentinischen Sicherheitskräfte gestellt
Am 7. Mai 1998, wurde im Bundesministerium der Justiz (BMJ) Strafanzeige gegen 41 Mitglieder der argentinischen Sicherheitskräfte der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 eingestellt.
Stellvertretend für über 70 Fälle Deutscher und Deutschstämmiger Verschwundener und Ermordeter wurden die Rechtsanwälte Wolfgang Wiesheier und Claus Richter von der "Kommission der Mütter und Familienangehörigen der verhafteten-verschwundenen Deutschen und Deutschstämmigen in Argentinien" beauftragt, vier Fälle bei der deutschen Justiz zur Strafanzeige zu bringen.
Im Beisein der Familienangehörigen Idalina Tatter und Betina Ehrenhaus sowie des argentinischen Friedensnobelpreisträgers Adolfo Peréz Esquivel, dem Sprecher der Koalition gegen Straflosigkeit Kuno Hauck und den beiden Rechtsanwälten, wurden folgende Fälle von Herrn Ministerialdirigent Christian Lehmann, Stellvertretendem Leiter der Abteilung Strafrecht im BMJ, zur Weiterleitung an den Bundesgerichtshof entgegengenommen:
Strafanzeige und Strafantrag wurde gegen folgende Personen wegen des Verdachts der Geiselnahme, der gefährlichen Körperverletzung und des Mordes erstattet:
Anaya, Jorge Isaac, Oberbefehlshaber der Marine, Mitglied der Junta
Acosta, Jorge Eduardo
Bussi, Antonio Domingo, Befehlshaber der Zone 1
Del Cerro, Juan Antonio
Cruz, Eduardo Angel
Donatti, Horacio Martin
Fernandez Torres, Julio, Befehlshaber der Subzone Capital Federal
Fichera, Antonio, Befehlshaber der Zone 114
Fioravanti, Antonio Benito
Franco, Ruben Oscar, Oberbefehlshaber der Marine, Mitglied der Junta
Galtieri, Leopoldo Fortunato, ehemaliger Präsident, Oberbefehlshaber des Heeres, Mitglied der Junta
Godoy, Pedro Santiago
Gonzalez, Raul
Graffigna, Omar Domingo Rubens, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Mitglied der Junta
Hughes, Augusto Jorge, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Mitglied der Junta
Lambruschini, Armando, Oberbefehlshaber der Marine, Mitglied der Junta
Lami Dozo, Basilio Arturo Ignacio, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Mitglied der Junta
Liaño, Juan Carlos
Massera, Emilio Eduardo, Oberbefehlshaber der Marine, Mitglied der Junta
Mendez, Luis
Miara, Samuel Andres
Minicucci, Federico Antonio
Montes, José, Befehlshaber der Zone 1
Nicolaides, Cristino, Befehlshaber der Zone 1
Olivera Rovera, Jorge
Otero, Edgardo, Befehlshaber der Area III A
Pereira, Eugenio
Piotti, Mario Alfredo, Befehlshaber der Subzone Capital Federal
Rolon, Carlos Augusto
Sáa, Juan Pablo
Sasiaiñ, Juan Bautista, Befehlshaber der Subzone 11
Sagasti, Hilario David
Simon, Hector Julio
Suarez Mason, Carlos Guillermo, Befehlshaber der Zone 1
Suppisch, José Antonio, Befehlshaber der Area III A
Trimarco, Juan Carlos, Befehlshaber der Zone 1
Uballe, Jorge Eugenio
Vasquez, Jorge
Videla, Jorge Rafael, ehemaliger Präsident, Oberbefehlshaber des Heeres, Mitglied der Junta
Villareal, José Rogelio, Befehlshaber der Subzone Capital Federal
Villola Autran, José Miguel
sowie weitere unbekannte Täter.
Unter den genannten Personen befinden sich viele bekannte Militärs wie der von der Militärjunta eingesetzte ehemalige Staatspräsident Jorge Rafael Videla oder der berüchtigte Divisionsgeneral Carlos Guillermo Suárez Masón. Letzterer ist für mindestens 43 Fälle von Mord verantwortlich. Er flüchtete nach dem Ende der Militärdiktatur in die USA, wurde aber nach Argentinien ausgeliefert. In Argentinien kam Carlos Guillermo Suárez Masón in den "Genuß" der Straffreiheit durch das Amnestiegesetz von Präsident Menem im Jahre 1990.
Die meisten der angezeigten Personen wurden niemals wegen der hier angezeigten Taten angeklagt, bzw. befinden sich auf Grund des 'Gesetzes über den pflichtgemäßen Gehorsam' auf freiem Fuß.